Abgeordnete im Deutschen Bundestag, Mitglied im Gesundheitsausschuss und Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates sowie Sprecherin der Landesgruppe Berlin in der SPD-Bundestagsfraktion.
Liebe Partnerinnen und Partner des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung,
ich gratuliere dem Bündnis zu seinem Slogan „Sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht – Leben und lieben ohne Bevormundung“!
Wir sind hier, um laut und sichtbar darauf hinzuweisen, dass alle Mädchen und Frauen das Recht auf Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben und ihren Körper haben. Die Mädchen und Frauen selbst! Niemand sonst! Nirgendwo!
179 Staaten der Welt haben 1994 auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo erklärt: „Die Menschenrechte der Frau umfassen auch ihr Recht, frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt über Angelegenheiten im Zusammenhang mit ihrer Sexualität, einschließlich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, bestimmen und frei und eigenverantwortlich entscheiden zu können.“ Seitdem werden die reproduktiven und sexuellen Rechte als Menschenrechte verstanden. Sie sind aber noch nicht überall ausreichend in den nationalen Rechtsvorschriften verankert – hier müssen wir noch gemeinsam kämpfen!.
Alle Mädchen und Frauen haben das Recht, frei über ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung zu entscheiden. Sie entscheiden, ob sie Kinder haben wollen und wie viele. Mädchen und Frauen haben das Recht auf den Zugang zu sicheren, wirksamen, erschwinglichen und akzeptablen Familienplanungsmethoden ihrer Wahl.
- Ich habe kein Verständnis dafür, dass das Bundesgesundheitsministerium die „Pille danach“ nicht aus der Verschreibungspflicht entlässt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat im Juli wissenschaftlich bewiesen, dass die „Pille danach“ ein für alle Frauen wirksames und für ihre Gesundheit ungefährliches Notfallverhütungsmedikament ist.
Eine selbstbestimmte Sexualität ist in Deutschland ein hohes Rechtsgut: Alle Menschen haben ein Recht auf eine das Leben und die persönlichen Beziehungen bereichernde Sexualität.
Dennoch gilt dieses Recht im Alltag noch nicht für alle Menschen. Dennoch wird auch hier weiter diffamiert und diskriminiert.
Lasst uns kämpfen für mehr selbstbestimmte sexuelle Vielfalt.
- Wir kämpfen für mehr Aufklärung und eine enttabuisierte Sexualität für Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen. Frauen mit Behinderungen sind stärker zu schützen als bisher.
- Wir kämpfen für die Nichtdiskriminierung und Akzeptanz jedweder sexuellen Orientierung und sexuellen Identität, egal ob lesbisch oder schwul, ob intersexuell oder transsexuell. Geschlechtszuweisende Operationen im Kindesalter sind zu untersagen.
- Wir kämpfen für eine selbstbestimmte Sexualität und Rollenzuweisungen unabhängig von religiösen Normen und Werten.
Keine Frau betrachtet einen Schwangerschaftsabbruch als alltägliche Familienplanungsmethode. Das verleugnen die selbsternannten LebensschützerInnen beim „Marsch für das Leben“ unter dem Motto „Ja zum Leben – für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie“.
- Wir widersetzen uns ihrem Einfluss auf unsere Gesetzgebung im Bund und in den Ländern.
Sexuelle Selbstbestimmung ist ein schwer erkämpftes Menschenrecht. Wir lassen uns dieses nicht nehmen. Vielen Dank.