Unsere Bündniserklärung

Wir fordern:

  1. Uneingeschränkte körperliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung für alle, insbesondere Frauen, nicht-binäre, inter- und trans* Menschen.
  2. Streichung der §§ 218ff aus dem Strafgesetzbuch, da selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche keine Straftat sind.
  3. Sicheren, niederschwelligen und wohnortnahen Zugang zu legalen Schwanger- schaftsabbrüchen mit Wahlmöglichkeit der Methode und Kostenfreiheit für alle. Die Finanzierung der medizinische Leistung Schwangerschaftsabbruch muss kostendeckend sein.
  4. Staatlich finanzierte freiwillige, wohnortnahe, niederschwellige, ergebnisoffene sowie kostenfreie psychosoziale Beratung für alle Phasen einer Schwangerschaft, nach Schwangerschaftsabbruch und Geburt, Fehlgeburt und Kindestod.
  5. Verpflichtende Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Methoden des Schwangerschaftsabbruchs für Ärzt*innen und medizinisches Fachpersonal.
  6. Eine umfassende, weltanschaulich neutrale und diversitätsbewußte sexuelle Bildung an allen Schulen, wobei das Thema Schwangerschaftsabbruch verpflichtend wertneutral zur Sexualaufklärung ab der Sekundarstufe gehören soll.
  7. Kostenfreier Zugang zu Verhütungsmitteln und Notfallverhütung. Bei selbstgewählter Sterilisation Übernahme der Kosten für alle Geschlechter.
  8. Gezielte Forschungsförderung in die Entwicklung von innovativen Verhütungsmitteln für alle Geschlechter.
  9. Eine umfassende rechtliche Anerkennung und Gleichstellung aller Formen des Zusammenlebens.
  10. Ausbau der Infrastruktur und staatlichen Unterstützung, die allen Menschen ein gutes und sicheres Leben mit Kindern ermöglichen.

Hier kannst Du unsere Bündniserklärung als .pdf-Datei herunterladen.

Sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht!

Alle Menschen müssen diskriminierungsfrei über ihre Familienplanung und ihr Sexualleben entscheiden können und bei der Wahrnehmung ihrer Rechte unterstützt werden – unabhängig von ihrer Herkunft, sexuellen und geschlechtlichen Orientierung oder der sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Situation.

Leben und Lieben ohne Bevormundung

Darum rufen wir wie jedes Jahr zu Kundgebungen am Brandenburger Tor gegen den so genannten „Marsch für das Leben“ auf. 

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Christliche Fundamentalist*innen sammeln sich jedes Jahr im September zusammen mit führenden Mitgliedern der AfD  am Bundeskanzleramt in Berlin, um von dort ihren so genannten „Marsch für das Leben“ zu beginnen. Sie wollen zu Verhältnissen zurückkehren, wie sie in Irland bisher geherrscht haben und in Polen Alltag sind: Sie fordern das totale Verbot des Schwangerschaftsabbruchs und die Bestrafung von Frauen sowie daran beteiligten Ärzt*innen. Nach ihrem Weltbild ist ein Schwangerschaftsabbruch „vorgeburtliche Kindestötung“ und Mord. Sie sprechen von „Babykaust“ und relativieren damit den Holocaust.

Ihr Begriff des „Lebensschutzes“ beinhaltet die totale Kontrolle der Frau* und die Herstellung der „alten Ordnung“ mit der „heiligen Familie“ im Zentrum. Mädchen* und Frauen* soll die Selbstbestimmung über ihr eigenes Leben und ihren Körper verwehrt werden. Deshalb bekämpfen sie Gleichstellung und  die vielfältige Lebensentwürfe wie Patchwork-Familien, gleichgeschlechtliche und zeitweilige Partner*innenschaften, Alleinerziehende und das Leben in Wohngemeinschaften mit und ohne – eigene- Kinder. Dazu gehören auch Menschen, die weder eindeutig „männlich“ noch „weiblich“ (nichtbinär) oder trans* sind.

Es sind auch dieselben Leute, die Ärzt*innen – wie Kristina Hänel – mit Prozessen nach § 219a StGB überziehen. Wegen dieses Paragrafen aus der Nazizeit dürfen Ärzt*innen öffentlich nicht einmal mitteilen, mit welchen Methoden sie  Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Sie diffamieren Mediziner*innen als „Massentöter“, verleumden Fachkräfte auf Internetseiten und versuchen – manchmal erfolgreich – die Eröffnung entsprechender medizinischer Einrichtungen zu verhindern.

Die Gegner*innen des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch organisieren militante Aktionen wie „Gehsteigberatungen“ vor medizinischen Einrichtungen und schüchtern ungewollt Schwangere ein, die Hilfe suchen. Sie setzen Kliniken und Praxen unter Druck, keinen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Sie verbreiten Lügen über den Schwangerschaftsverlauf, über biologische Fakten und die psychischen Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs.

Sie machen gegen offene Sexualaufklärung an Schulen mobil. Und sie instrumentalisieren das Thema Behinderung, indem der Schwangerschaftsabbruch als Mittel zur Aussonderung von Krankheit und Behinderung dargestellt wird.

In Irland hat die Bewegung gegen den starken Widerstand christlicher Fundamentalist*innen und Konservativer einen großen Erfolg errungen: Eines der striktesten Gesetze Europas gegen Schwangerschaftsabbruch wurde gelockert. Auch in Polen gehen hunderttausende Menschen auf die Straße und europaweit finden regelmäßig Solidaritätsproteste statt, um weitere Angriffe auf die sexuelle Selbstbestimmung abzuwehren.

Auch wir wollen diesen reaktionären Kräften entgegentreten und ihren wachsenden politischen und gesellschaftlichen Einfluss in Deutschland stoppen.

*Die Schreibweise mit Sternchen stellt den Versuch dar, Identitäten jenseits der zugeschriebenen Zweigeschlechtlichkeit sichtbar zu machen. Die Schreibweise Frauen* soll verdeutlichen, dass nicht nur Frauen schwangere Personen sein können. Menschen mit Uterus sind nicht alle Frauen, und nicht alle Frauen können Kinder bekommen. Das * steht dabei für Personen, die nicht in die zweigeschlechtliche Matrix von “Frauen” und “Männern” passen (wollen). Die Kategorie “Frau” wird dennoch beibehalten, nicht als biologische, sondern als sozial hergestellte, um die ideologischen Projektionen und Konstruktionen auch durch die “Lebensschützer” abbilden zu können. (Quelle: “Kulturkampf und Gewissen. Medizinethische Strategien der »Lebensschutz«-Bewegung” von Kirsten Achtelik / Eike Sanders / Ulli Jentsch)

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