Veranstaltung am 17.3.2017: Konservativer Rollback? Mit uns nicht!

Der Diskurs um Schwangerschaftsabbrüche ist ein umkämpftes Feld. Das zeigt sich gegenwärtig wieder besonders stark, schauen wir nach Polen oder in die USA, wo der Zugang zu legalen Schwangerschaftsabbrüchen extrem erschwert wird. Rechtskonservativer Rollback passiert aber auch hier: So genannte „Lebensschützer“, AfD, CDU/CSU, sie alle nehmen sich das Recht, die Selbstbestimmung von Frauen* im Fall einer Schwangerschaft zu beschneiden.

Am Diskurs um Schwangerschaftsabbrüche entfalten sich ganz wesentliche Fragen: Wie viel Selbstbestimmung über den eigenen Körper wird Frauen* gewährt? Inwieweit wird Frauen* zugetraut, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen? Aber auch: Wo sind christlich konservative und rechtskonservative Vorstellungen von Familie, Rollenbildern und gesellschaftlichen Erwartungen anschlussfähig?

An diesem Punkt ist auch klar, dass die Debatte um Schwangerschaftsabbrüche nicht nur Frauen* betrifft, die gewollt oder ungewollt schwanger werden können. Ob und inwieweit eine Gesellschaft Menschen, die schwanger werden können, auch die Möglichkeit gibt, sich für einen sicheren Abbruch einer Schwangerschaft zu entscheiden, ist ein Indikator dafür, wie liberal eine Gesellschaft ist, wie viel Selbstbestimmung sie Menschen zuspricht, welche Lebensentwürfe sie unterstützt. Aber auch, welche völkisch-nationalen und patriarchale Vorstellungen von Nachkommenschaft hier zu Tage treten.

Wir können hier eine schleichende Entwicklung beobachten, die extrem gefährlich ist. Die Folgen zeigen sich wie zuletzt in Dannenberg oder zuvor in Schaumburg in Niedersachsen. Konservativer Rollback passiert aber auch hier in Berlin. Und zwar nicht nur einmal jährlich, wenn die Abtreibungsgegner*innen zu ihrem „Marsch“ nach Berlin mobilisieren, sondern wenn Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen zunehmend Schwierigkeiten haben, Ärtz*innen zu finden, die Abbrüche bei Klientinnen durchführen.

Das Selbstbestimmungsrecht aller Menschen über ihren eigenen Körper ist nicht verhandelbar. Es wird Zeit, dass sich das endlich rechtlich niederschlägt, in einer Abschaffung des Paragrafen 218 Strafgesetzbuch und nicht in einer Verschärfung der Situation um Schwangerschaftsabbrüche.

Als Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung laden wir Euch ein, mit uns und unseren spannenden Referentinnen über diese Themen zu diskutieren:

Podium:
Sarah Diehl
Autorin und Dokumentarfilmerin, Mitbegründerin von Ciocia Basia
Gisela Notz
Historikerin und Autorin (zuletzt erschienen: „Kritik des Familismus“), Gründungsmitglied des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung
Dr. Jutta Pliefke
Gynäkologin, Beraterin bei Pro Familia Berlin
Katrin Gottschalk
ehemals Missy Magazine, jetzt stellvertretende Chefredakteurin der taz
Moderation: Johanna Warth, Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung

Datum: 17. März 2017
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Vierte Welt e.V.
Neues Zentrum Kreuzberg
Galerie 1. OG
Adalbertstraße 4
10999 Berlin

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