Zum internationalen „Safe Abortion Day“ am 28. September 2020 rufen in Deutschland bundesweit derzeit über 80 Institutionen, Parteien und Länder-Bündnisse auf.
Mit dem Motto „Schwangerschaftsversorgung ist Grundversorgung“ wird auf die Dringlichkeit hingewiesen, dass die Notsituation für ungewollt Schwangere, einen sicheren Ort und eine qualifizierte medizinische Fachkraft für eine Beendigung der Schwangerschaft zu finden, immer dramatischer wird. Die Zahl der Arztpraxen und Kliniken, die
Schwangerschaftsabbrüche durchführen, war bereits zwischen 2003 und 2018 um rund 40 Prozent auf bundesweit etwa 1.200 Stellen gesunken. Ungewollt Schwangere, die eine Abbruch durchführen lassen wollen, müssen immer längere Strecken zurücklegen, bis zu 200 Kilometer. Die Corona-Krise hat diese Situation noch einmal verschärft.
Dr. Ines Scheibe vom bundesweiten Bündnis für sexuellen Selbstbestimmung und in der Schwangerschaftskonfliktberatung tätig sagt:
„Das Grundrecht auf medizinische Versorgung wird bereits seit langem nicht mehr von Bund und Ländern abgesichert. Vor allem in Flächenstaaten sind bereits ganze Landstriche ohne Ärztin oder Arzt, die einen fachgerechten Schwangerschaftsabbruch durchführen. Aber es gibt auch zunehmend in Städten ein Versorgungsproblem.“
Die Ursachen bestehen laut Scheibe in der anhaltenden Stigmatisierung und Kriminalisierung von Ärztinnen und Ärzten, die Abbrüche durchführen, wie auch von ungewollt Schwangeren; aber auch durch die Tabuisierung des Themas an sich:
„Solange es einen § 219a im Strafgesetzbuch gibt, der Informationen verbietet, ist es sowohl für etablierte Mediziner*innen aber auch angehenden Ärzt*innen nicht attraktiv, Schwangerschaftsabbrüche in ihr Leistungsspektrum aufzunehmen. Daher war auch der Vorstoß, dass Universitätskliniken dazu verpflichtet werden müssen, ein Schritt in die richtige Richtung. Die sogenannte Reform des 219a hingegen war sinnlos und sogar schädlich. Mit der bundesweiten Liste von Ärzt*innen, die Abbrüche durchführen, wurde ein neuer Pranger geschaffen, den sich Abtreibungsgegner für ihre Hetze zu Nutze machen. “
Der Safe Abortion Day am 28. September ist jährlich wiederkehrend der Internationale Tag für einen sicheren, entkriminalisierten, kostenfreien Zugang zu Schwangerschaftsabbruch. Es ist eine wachsende internationale Bewegung, die über die Website september28.org sowie mit den Hashtags #MyAbortionMyHealth und #28SEPT auf weltweite Aktionen
aufmerksam macht und Aktivist*innen für sexuelle und reproduktive Gesundheit zusammenführt. Der Tag wurde erstmals 1990 von der „Campaña 28 Septiembre“ als Aktionstag zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbruch in Lateinamerika und der Karibik begangen.
Zehntausende Frauen* sterben immer noch jährlich an nicht fachgerecht durchgeführten Abbrüchen sowie aufgrund von gesetzlichen Verboten und Versorgungsnotständen. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ beispielsweise spricht von einer „übersehenen Gesundheitskrise“.
Dr. Ines Scheibe weiter:
„Auch in Deutschland kommen ungewollt Schwangere immer häufiger in Notlagen. Auch deswegen fordern wir, dass Schwangere endlich selbstbestimmt über ihre Körper entscheiden können müssen. Schluss mit Kriminalisierung und Zwangsberatung!“
https://safeabortionday.noblogs.org/mitmachen/
Den Aufruf finden Sie hier. Über eine Berichterstattung würden wir uns freuen.
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Das Presseteam des Bundnisses fur sexuelle Selbstbestimmung (Berlin) erreichen Sie unter:
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Kontakte zu den Pressesprecher*innen vor Ort stellen wir gerne her.
Hashtags: #28Sept #wegmit219a #wegmit218 #myabortionmyhealth