Berlin, 04.03.2021
Seit 150 Jahren kriminalisiert der Paragraf 218 im Strafgesetzbuch ungewollt Schwangere und Ärzt*innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Ebenso lange dauert der gesellschaftliche Kampf, genau diesen Paragrafen abzuschaffen und Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung startet daher zum internationalen Frauen*kampftag, am 8. März 2021, zusammen mit vielen anderen Organisationen und Einzelaktivist*innen die Kampagne 150 Jahre Widerstand gegen §218 und ruft dieses Jahr verstärkt zu Aktionen auf. 150 Jahre Widerstand sind genug!
“Ungewollte Schwangerschaften sind immer noch ein Tabu in unserer Gesellschaft. Darunter leiden vor allem die Betroffenen”, so Ines Scheibe, eine Sprecherin des Bündnisses und ehemals selbst in der Schwangerschaftskonfliktberatung tätig, zum bitteren Jubiläum. “Wie lange soll der Widerstand noch andauern, bevor wir endlich ein voll umfassendes Recht über unseren eigenen Körper haben? Der Paragraf 218 gehört endlich abgeschafft! Der Zugang zum Schwangerschaftsabbruch ist ein Menschenrecht und muss Teil der medizinischen Grund- und Notversorgung werden!”, so Ines Scheibe weiter. Denn durch die Regelung im Strafgesetzbuch machen sich Ärzt*innen angreifbar und Abbrüche können kein Teil der medizinischen Grund- und Notversorgung werden. Massive Versorgungslücken sind die Folge.
Zum Auftakt der Kampagne wird am 8. März die Webseite wegmit218.de gelauncht. Um das Schweigen zu brechen werden dort unter dem Titel Mein Abbruch Geschichten von Betroffenen gesammelt, die bereits einen oder mehrere Schwangerschaftsabbrüche haben durchführen lassen. Dadurch soll deutlich werden: Abbrüche sind Teil unserer Realität und die Betroffenen leiden vor allem unter der Tabuisierung und Stigmatisierung. Lasst uns darüber sprechen!
Ebenfalls im Rahmen der bundesweiten Kampagne 150 Jahre Widerstand gegen §218 und angesichts der bis heute anhaltenden Stigmatisierung von ungewollt Schwangeren und der Tabuisierung von Schwangerschaftsabbrüchen wurde auch die Kampagne „Mehr als du denkst. Weniger als du denkst“ ins Leben gerufen.
“Unser Ziel ist es, sowohl mit gut recherchierten Fakten als auch mit Erfahrungsberichten von Betroffenen und Fachpersonen Missstände aufzuzeigen, mit Mythen aufzuräumen und das Thema Abtreibung zu enttabuisieren”, so Nina Oerter, eine Sprecherin der Initiative mehr als du denkst.
Pünktlich zum Frauenkampftag gehen die ersten Posts online.
Oerter weiter: “Wir sind noch eine kleine Initiative, aber wir bringen viel Fachwissen aus den unterschiedlichen Bereichen mit. Letzteres wird sich auch in den Posts widerspiegeln.”
Außerdem wird es am 8. März in Berlin verschiedene dezentrale Aktionen geben, einen Redebeitrag des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung gibt es bei der Kundgebung der OMASGEGENRECHTS.Berlin von 11-13 Uhr am Nettelbeckplatz.
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Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ist ein breites Bündnis aus Beratungsstellen, verschiedenen feministischen und allgemeinpolitischen Gruppen, Verbänden, Gewerkschaften und Parteien sowie Einzelpersonen. Seit seiner Gründung 2012 organisiert es Proteste gegen den jährlich stattfindenden, bundesweiten “Marsch für das Leben”. Neben der Streichung des Paragraphen 218 aus dem Strafgesetzbuch fordert das Bündnis eine geschlechter- und kultursensible Sexualaufklärung für alle sowie eine angemessene Unterstützung für jene, die sich für ein Kind entscheiden, damit sie ihre eigene Lebensplanung aufrechterhalten können.
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