„Wir sehen es als höchst problematisch an, die ausgesprochen sensiblen und komplexen Themen menschlicher Existenz – wie zum Beispiel einen Schwangerschaftsabbruch oder die Präimplantationsdiagnostik –- zum Gegenstand einer Aktion mit dem Namen ‚Marsch für das Leben‘ zu machen“, sagte Irmgard Schwaetzer, Vorsitzende des Domkirchenkollegiums des Berliner Doms in einer Pressemitteilung.
Das Domkirchenkollegium erklärte ferner, dass auch die Äußerungen des Vorsitzenden des Bundesverbandes Lebensrecht Martin Lohmann zu den Themen Ehe und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und seine Aussagen über die „Pille danach“ im Fall der Vergewaltigung auf „deutliche Kritik“ im Berliner Dom stoßen. Weiter hieß es dazu, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) habe mit ihrer Orientierungshilfe zu den Themen Familie und Partnerschaft eine „überzeugende und angemessene“ Position bezogen.
Anlässlich der Vorstellung der im Juni 2013 veröffentlichten Orientierungshilfe des Rates der EKD mit dem Titel „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ hatte die Vorsitzende der zuständigen Ad-hoc-Kommission Christine Bergmann gesagt: „Wo Menschen auf Dauer und im Zusammenhang der Generationen Verantwortung füreinander übernehmen, sollten sie Unterstützung in Kirche, Staat und Gesellschaft erfahren. Dabei darf die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden, nicht ausschlaggebend sein.“ Wegen dieser Haltung entsprechenden Passagen war die Orientierungshilfe in den vergangenen Wochen auf teils massive Kritik seitens christlich-konservativer Kreise gestoßen.
„Wir sind der Überzeugung, dass wir Frauen und Eltern in einer Konfliktsituation ernst nehmen müssen und niemandem eine Entscheidung aufzwingen dürfen. Zum Schutz des ungeborenen Lebens setzen wir auf Hilfe, Ermutigung, Beistand und Liebe“, erklärte das Domkirchenkollegium abschließend. Es verwies auf die „Gegenkundgebung zahlreicher Menschenrechtsorganisationen“ im Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung am 21. September 2013 um 13 Uhr auf dem Platz des 18. März am Brandenburger Tor.
Seitens der Domgemeinde hat man sich somit erkennbar von den Motiven und Zielen der radikalen und fundamentalistischen Teilnehmer_innen der Demonstration für ein europaweites und totales Verbot des Rechts auf eine Entscheidung für Mädchen und Frauen über ungewollte Schwangerschaften distanziert und sich für den selbstbestimmten, solidarischen und differenzierten Umgang mit Fragen zur Familienplanung und Partnerschaft ausgesprochen.
Die fortgesetzte Unterstützung des Marschs durch den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Markus Dröge hatte Sybill Schulz aus dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung am Mittwoch kritisiert.
Schulz sagte mit Verweis auf das Grußwort von Dröge, wenn der Bischof tatsächlich eine Kultur wolle, „die deutlich macht, dass das Leben in seinen vielfältigen Formen ein Geschenk ist, das uns anvertraut wurde, damit wir sorgsam damit umgehen“, dann müsse er sich „hinter die in unserem Bündnis zusammengeschlossenen Institutionen stellen.“
Quelle: berlinerdom.de